April 2017 – Zuwendung im Coaching
Der Mensch braucht Kontakt, Zuwendung, Bestätigung. Nicht nur im Alltagsleben, sondern auch im Coaching ist Zuwendung ein wichtiges „Elixier“ für eine gute Gesprächsbeziehung.
Aus der Transaktionsanalyse kommt der Begriff „strokes“, was soviel wie „streicheln“, aber auch „schlagen“ bedeutet. Also positive konstruktive Zuwendung aber auch destruktive abwertende „Zu-wendung“ als Doppelbedeutung des englischsprachigen Begriffs.
Insgesamt unterscheiden wir 4 Zugänge, Zuwendung für die Person zu erhalten:
a) Nehmen
Kling einfach und selbstverständlich, Anerkennung anderer anzunehmen. Ist es jedoch nicht. Gelernte Muster aus der Vergangenheit wie bspw. „zuerst die Arbeit, dann das Spiel“ oder „zuerst zusammenräumen…“ hindern Zuwendung anzunehmen. Auch wegwerfende Gestik und Aussage „war ja selbstverständlich..“ reduzieren weitere Zuwendung
b) Geben
Überraschenderweise wirkt auch das Geben auf den eigenen „Zuwendungs-Haushalt“ aufbauend. Wenn ich jemanden ein Geschenk aussuche und gebe, das ganz besonders wirkt (anhand von Lächeln und Freude sichtbar), dann wirkt dies auch auf meinen Zuwendungs-Haushalt positiv. Hindernis: „Wenn ich den kleinen Finger gebe, will er gleich die ganze Hand“
c) Selbst geben
Auch sich selbst bestätigen, mit Freude eine gute Arbeit, Erledigung selbst anerkennen, sich innerlich für positive Dinge auf die Schulter klopfen unterstützt den Zuwendungs-Haushalt. Haupthindernis ist der gelernte Spruich „Eigenlob stinkt“
d) Fragen oder bitten
Sich durch direkte Ansprache vom Gegenüber Zuwendung (nicht Lob!) einzuholen, ist ebenfalls ein konstruktiver Beitrag zu meinem „Selbst-Wert“! Gefahr dabei sind gelernte Muster wie bspw. „wenn ich mal fragen muß ist es nur die Hälfte Wert…“
Diese Formen können nun verbal oder nonverbal, mit positiven oder negativen Inhalten vermittelt werden. Nur konstruktive Aussagen helfen für die Ausgestaltung des Zuwendungs-Haushaltes. Die negativen sind anstelle von „gar nichts“ noch immer besser. „Lieber Schläge als gar nicht wahrgenommen werden“ ist ein problematischer Hintergrund auch des Lernens aus Ursprungsfamilie und Vergangenheit.
Im Coaching werden oft konstruktive Gespräche per Informationsaustausch geführt. Anerkennung läuft in der Form des wechselseitigen Blickkontakts und der Zugewendetheit der Körper. Es kann jedoch wichtig sein, im Gespräch dem coachee das eine oder andere Mal zu bestätigen, bspw. durch paraphrasieren, auch Rückmeldung zu geben etwa durch „das klingt interessant“ oder „das ist gut, dass sie das ansprechen, wahrnehmen, mit dem arbeiten wollen“ usw. Neben nonverblen, mimisch oder gestischen Bestätigungen kann die verbale, positive und „zugewandte“ Aussage stützen.
Eine zusätzliche Übung für und aus dem Alltag – Zuwendungs-Tages-Tableau:
Ich lasse mal einen ganzen Arbeits- und Privat-Tag Revue passieren. Und sammle innerlich all meine positiven und negativen Zuwendungen an diesem Tag ein. Wie stark habe ich positive Zuwendung gegeben? Oder sie erhalten? Wie stark habe ich positive Zuwendung erhalten? Oder negative Zuwendung erhalten? Was habe ich selbst an Zuwendung und Bestätigung mir gegeben? Wie habe ich mich selbst geschimpft, abgewertet, negative Worte zu mir gefunden? Habe ich andere nach Zuwendung gefragt? Oder die Frage so angelegt, dass eigentlich nur eine negative Bestätigung erfolgen kann (meinst Du nicht auch, dass ich das einfacherhätte machen können?)