August 2018 – Selbst- und Fremdbild-Arbeit (Riemann)
Oft taucht in den Coachings die Frage des Coachee auf, wie der Coach ihn „sieht“ oder wie „ich“ (Coachee) von anderen gesehen werde.
Der Coach kann hier keine eigentliche Einschätzung abgeben, da er den Coachee nur in den „Ausschnitten“ seiner Anwesenheit im Coaching erlebt, aber nicht im Alltag, der jedoch die wichtigste Quelle für Einschätzungen darstellt.
Ein weiterer Fall ist die Art der Einschätzungen. Völlig offene Einschätzungen von Personen sind zwar authentisch und zentrale Ausssagen der einschätzenden Person, sind aber oft miteinander kaum vergleichbar. So ergibt sich oft eine große Streuung der Begriffe und wenig(er) Aussagekraft für den Coachee. Hier kann eine strukturierte Einschätzung, wie es das „Riemann-Profil“ versinnbildlicht, eine Hilfe für den Coachee wie auch für den Coach sein.
(siehe Methden ABC im Coaching, Selbst- und Fremdbild, S. 238ff)
Wie gehe ich vor, wenn Fremdbild-Einschätzungen gewünscht werden?
a) Angebot des strukturierten Profils nach Riemann (Seite Verhaltensorientierung mit einer Auflistung aller Begriffe ohne Zuordnung)
b) Weitergabe dieses Blattes an 3 max. 4 Personen, die einschätzen sollten (am besten „neutrale“ Personen, keine Familienmitglieder oder Freunde, auch keine „Gegner“)
c) Einsammeln dieser Blätter in Kuverts und mitnehmen zum nächsten Coaching-Termin (oder direkte Einsendung an den Coach)
d) Ausfüllen eines Blattes durch den Coachee („Selbst-Einschätzung“ – ohne Zuordnungen zu kennen)
e) gemeinsame Auswertung anhand des Auswertungsblattes („Kommunikationsprofil“) – zuerst Eintragung des Selbstprofils mit Zuordnung der Begriffe zu den 4 Richtungen (Autonomie, Resonanz, Ordnung und Freiheit), anschließend Eintragung aller Fremdprofile nach dem gleichen Muster
f) Vergleich des Bildes mit „Stärken“ (welche Richtung ist am deutlichsten erkennbar) bzw. „Schw#chen“ (welche Richtung im am geringsten erkennbar), weiters kann auch nach dem JOHRI Modell ausgewertet werden (das innere Viereck, auch durch verschiedene Linien markiert, ist die „Arena“ 8offenes Feld), alles, wo meine Selbsteinschätzung durch keine Fremdeinschätzung durchkreuzt wird („Fassade“) und alles, was andere eingeschätzt haben aber von mir nicht genannt wurde („blinder Fleck“).
Wenn dies alles erfolgt ist, kann der Coach mit dem Coachee an die Gesamt- und Detailauswertung gehen:
* Was sagt das Bild dem Coachee?
* Wo sind die größten Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdbild?
* Wo sieht der Coachee Handlungsbedarf, Verhaltensweisen, Eigenschaften oder Vorgehensweisen zu ändern?
* Was sind die Schwerpunkte der „JOHARI“-Auswertung?
*Wie weit ist dieses Selbstbild Wunschbild („hätte ich gerne“) oder Realbild („so handle ich tagtäglich“)?
HINWEISE:
* Als Coach sich nicht verleiten lassen, Einschätzungen zu Selbst- und Fremdbild selbst abzugeben!
* Einen überschaubaren Personenkreis durch den Coachee auswählen lassen, der nicht „abhängig“ ist wie bspw. Mitarbeiter/innen oder keine persönliche Nähe wie Familienmitglieder, enge Freunde haben
* Eine Selbsteinschätzung des Coachee machen lassen, die auch ohne Zuordnung und spontan (am besten gleich in der Coachingstunde) erfolgen kann
* GEMEINSAME Auswertung (weder durch Information Selbstanalyse des Coachee noch durch den Coach im „stillen Kämmerlein“)
* Nach der Analyse bzw. Diagnose herausarbeiten der Kernpunkte und den Coachee auffordern, seine eigenen Schlüsse zu ziehen bzw. Vorhaben für die nähere Zukunft daraus abzuleiten (Ziele, Manahmen, die dann beim nächsten Mal überprüft werden können)
* Dran bleiben an Vorhaben und Umsetzung mit dem Coachee