Virtuelles Coaching: Technische Voraussetzungen, Tools und didaktische Unterschiede zum Coaching vor Ort

Virtuelles Coaching hat sich von einer Notlösung während der Pandemie zu einer festen Größe entwickelt. Es bietet die Möglichkeit, ortsunabhängig und flexibel zu arbeiten, erfordert jedoch spezifische technische und didaktische Anpassungen, um erfolgreich zu sein. Drei Fallbeispiele verdeutlichen, wie virtuelles Coaching in der Praxis funktioniert, welche Herausforderungen es mit sich bringt und welche Chancen sich bieten, wenn die richtigen Tools und Ansätze kombiniert werden.


Fall 1: Top-Executive-Coaching eines Spitzenmanagers in Asien

Die Situation:
Herr K., ein Spitzenmanager in Singapur, stand vor einer herausfordernden Aufgabe: Er leitete die Expansion eines internationalen Konzerns in den asiatischen Markt. Obwohl er über große fachliche Kompetenz verfügte, hatte er Schwierigkeiten, sich auf die kulturellen Besonderheiten der Region einzustellen. Seine Kommunikation mit lokalen Teams wurde als zu direkt wahrgenommen, und er selbst fühlte sich oft isoliert. Aufgrund seines dichten Terminkalenders war ein klassisches Präsenzcoaching unmöglich.

Das Coaching:
Die Coaching-Begleitung begann mit einer virtuellen Auftaktsitzung, in der Coach und Coachee über Zoom eine erste Vertrauensbasis aufbauten. Hierbei wurden interaktive Funktionen wie die Bildschirmfreigabe genutzt, um ein gemeinsames Coaching-Journal zu erstellen. Der Coach setzte auf visuelle Tools wie Miro, um die Herausforderungen zu kartieren und kulturelle Unterschiede darzustellen. Als zusätzliche Unterstützung wurde ein KI-gestütztes Reflexionstooleingesetzt, das Herrn K. half, seine Sprachmuster in Echtzeit zu analysieren. Das Tool gab Hinweise darauf, wie er empathischer und diplomatischer kommunizieren konnte.

Herausforderungen für den Coach:

  • Technische Vorbereitung: Der Coach musste sicherstellen, dass alle verwendeten Tools reibungslos funktionierten. Das erforderte Testläufe und die Abstimmung mit dem IT-Team des Konzerns, um Datenschutzrichtlinien zu gewährleisten.
  • Kulturelle Sensibilität: Da der Coach in Europa ansässig war, investierte er Zeit in die Recherche über asiatische Kommunikationsstile und Führungskulturen, um kulturell passende Interventionen anzubieten.

Die Interaktion:
In einer Sitzung schilderte Herr K. eine herausfordernde Situation: Ein Teammitglied hatte eine Frist nicht eingehalten, und Herr K. war frustriert. Statt ihm die Schuld zu geben, reflektierte Herr K. mithilfe des Coaches, wie er durch klare Fragen Verständnis schaffen könnte. Ein Rollenspiel im virtuellen Raum, unterstützt durch das KI-Tool, half ihm, seine Ansprache zu optimieren.

Das Ergebnis:
Nach sechs Monaten berichtete Herr K. von deutlichen Verbesserungen in seiner Kommunikation und Wahrnehmung. Die Kombination aus regelmäßigen Zoom-Sitzungen, interaktiven Whiteboards und KI-Feedback schuf ein hochwirksames und flexibles Coaching-Format, das ihm half, die Expansion erfolgreich zu begleiten.


Fall 2: Hybrides Coaching für eine Führungskraft im Mittelstand

Die Situation:
Frau M., Geschäftsführerin eines mittelständischen Unternehmens, stand vor einer umfassenden Umstrukturierung ihres Teams. Ihr Ziel war es, nicht nur die strategischen Veränderungen zu gestalten, sondern auch das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden zu stärken. Aufgrund ihrer ländlichen Lage und eines engen Zeitplans entschied sie sich für ein hybrides Coaching-Modell mit längeren Vor-Ort-Sitzungen und virtuellen Folgeterminen.

Das Coaching:
Der Prozess begann mit einem zweitägigen Workshop vor Ort, bei dem Frau M. und der Coach gemeinsam die Schwerpunkte des Coachings definierten. Der Coach nutzte dabei analoge Methoden wie Flipcharts, kombinierte diese aber mit digitalen Tools wie MURAL, um die Ergebnisse direkt in ein digitales Format zu überführen. Die anschließenden virtuellen Sitzungen fanden über MS Teams statt, unterstützt durch eine klare Struktur: Jede Sitzung begann mit einem „Check-in“, bei dem Frau M. ihren aktuellen Stand schilderte, und endete mit einer Reflexionsaufgabe.

Herausforderungen für den Coach:

  • Technische Integration: Die hybride Struktur erforderte eine konsistente Dokumentation. Der Coach entschied sich für OneNote, um alle Inhalte sowohl für die Vor-Ort- als auch für die virtuellen Sitzungen zu sammeln und mit Frau M. zu teilen.
  • Emotionale Nähe: Virtuelle Sitzungen erfordern einen bewussten Aufbau von Verbindlichkeit und Empathie. Der Coach setzte auf regelmäßige Nachfass-Mails und einen klaren Coaching-Plan, um den roten Faden zu bewahren.

Die Interaktion:
In einer virtuellen Sitzung fühlte sich Frau M. überfordert von der Vielzahl an Entscheidungen. Der Coach führte sie durch eine Priorisierungsübung auf MURAL, bei der sie ihre To-dos visuell ordnen konnte. Diese Technik half ihr, Klarheit zu gewinnen und handlungsfähig zu bleiben. Während der nächsten Vor-Ort-Sitzung reflektierten sie gemeinsam, wie sich ihre Führungsrolle verändert hatte, und führten ein Teamfeedback durch.

Das Ergebnis:
Frau M. profitierte von der Kombination aus tiefen Vor-Ort-Sitzungen und flexibler virtueller Begleitung. Ihr Team entwickelte mehr Vertrauen in ihre Führung, und die Umstrukturierung wurde erfolgreich abgeschlossen.


Fall 3: Virtuelles Führungskräfteprogramm mit KI-gestützter Transferunterstützung

Die Situation:
Ein globaler Konzern wollte 200 Führungskräfte in agiler und transformativer Führung schulen. Die Teilnehmer waren weltweit verteilt, weshalb ein rein virtuelles Programm entwickelt wurde, das aus interaktiven Gruppensessions, individuellen Coachings und einer KI-gestützten Transferunterstützung bestand.

Das Coaching:
Das Programm begann mit einem gemeinsamen virtuellen Kick-off, bei dem die Teilnehmer in Kleingruppen aufgeteilt wurden. Der Coach nutzte Zoom und Breakout-Räume, um die Gruppenarbeit zu fördern. Während der individuellen Sitzungen setzte der Coach auf CoachAccountable, um die Fortschritte jedes Teilnehmers zu dokumentieren und Aufgaben zwischen den Sitzungen zu verteilen. Die KI-gestützte Plattform lieferte den Teilnehmenden personalisierte Reflexionsfragen und Lernempfehlungen, die ihre Entwicklung kontinuierlich unterstützten.

Herausforderungen für den Coach:

  • Skalierbarkeit: Die Begleitung von 200 Teilnehmenden erforderte ein System, das sowohl individuelle als auch kollektive Entwicklung förderte. Der Coach investierte viel Zeit in die Einrichtung und Schulung der KI-Plattform.
  • Didaktische Vielfalt: Um Monotonie zu vermeiden, integrierte der Coach regelmäßig unterschiedliche Methoden, von interaktiven Umfragen bis hin zu virtuellen Rollenspielen.

Die Interaktion:
In einer Gruppensitzung wurde ein schwieriger Führungsfall aus einem der Teams diskutiert. Der Coach moderierte die Diskussion, während die KI-Plattform Echtzeit-Feedback zur Teamkommunikation lieferte. Die Teilnehmer waren beeindruckt, wie die Technologie half, unbewusste Dynamiken sichtbar zu machen, die sie anschließend gemeinsam reflektierten.

Das Ergebnis:
Nach einem Jahr hatten 85 % der Teilnehmenden ihre Entwicklungsziele erreicht. Die Kombination aus individueller Begleitung, interaktiven Gruppensitzungen und KI-gestütztem Transfermanagement machte das Programm zu einem Vorzeigemodell für modernes virtuelles Coaching.


Fazit

Die drei Fallbeispiele zeigen, dass virtuelles Coaching weit mehr ist als eine Notlösung. Mit der richtigen technischen Infrastruktur, didaktischen Anpassungen und innovativen Tools lassen sich effektive und tiefgreifende Entwicklungsprozesse gestalten. Die Kombination aus menschlicher Expertise und technologischem Fortschritt eröffnet neue Horizonte für die Coaching-Welt.


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