Bodenanker

Bei der Arbeit mit Bodenankern werden Plätze auf dem Fußboden des Arbeitsraumes mit Symbolen, Zetteln, Moderationskarten oder Moderationsscheiben markiert. Den Plätzen werden dann Bedeutungsinhalte zugewiesen und ggf. entsprechend beschriftet. Betreten die Coachees diesen Platz, können sie die mit dessen Bedeutungsinhalt verbundenen Wahrnehmungen, Gefühle, Gedanken oft leichter beschreiben, als das im reinen Gespräch möglich wäre und von anderen Plätzen und Bedeutungen leichter abgrenzen.

Die Coachees können die Bodenanker direkt betreten und ihr Erleben schildern (assoziiert) oder als Beobachter von außen auf das Gesamtbild einer Menge und Struktur von im Arbeitsverlauf entstandenen Bodenankern schauen und ihr Erleben aus dieser Zuschauerposition beschreiben (dissoziiert). Im letztgenannten Fall bietet es sich an, einen für die Beobachterposition gesonderten Bodenanker zu verwenden, auf dem die Coachees wie aus einer Zuschauerposition von außen auf das Gesamtbild der Aspekte blicken können.

Der Einsatz von im Raum verteilten Aspekten mit ihren Beziehungen zueinander und dem Phänomen, dass Menschen in der räumlichen Verortung und in der Repräsentanz eines Aspektes ihre Wahrnehmungsfähigkeiten erweitern können, stammt aus den Erfahrungen der Aufstellungsarbeit.

Material und Räumliche Rahmenbedingungen

Der Einsatz von Bodenankern erfordert einen Arbeitsraum mit ausreichend freier Fußbodenfläche. Für die Markierung der Bodenanker sind Zettel, Moderationskarten oder -scheiben und Papierblätter hilfreich. Von einigen Coaches ist bekannt, dass sie auch mit vorgefertigten Symbolen, Farbtüchern und ähnlichem anstelle von beschriftbaren Materialien arbeiten.

Wofür arbeite ich mit Bodenankern?

Bodenanker lassen sich begleitend zu fast allen Interventionen einsetzen. Der Reiz der Methode liegt in der im Vergleich zum reinen Gespräch viel aufgelockerteren Form der Arbeit.

Die eher kognitiv-dialoghafte Coachingarbeit eines Gesprächs kann durch eine in Bewegung kommende und eher einfühlbare Arbeit mit Bodenankern ergänzt oder sogar ersetzt werden. Darüber hinaus werden die Teile und die Gesamtstruktur von Anliegen und der mögliche Lösungsprozess für die Coachees sichtbar und begehbar.

Insbesondere bieten sich Bodenanker an, wenn wir den Eindruck gewinnen, dass in einem eher sprunghaften und rasch wechselnden Gesprächsklima mehr Klarheit und Konzentration helfen könnte.

Manche Aufgabenstellungen wirken undurchschaubar, vielschichtig und wie ein Wollknäuel in sich verwoben. In diesem Fall unterstützt die Arbeit mit Bodenankern die Coachees dabei, die Teile ihres Systems und deren Bezug zueinander („Aufstellungsgrammatik“) zu erkennen und sich damit Schritt für Schritt auseinandersetzen zu können.

Bodenanker zur Visualisierung einer vorgegebenen Arbeitsstruktur

Bodenanker können für eine vorgegebene methodische Arbeitsstruktur – s. Ablaufmodelle, z.B. Lemniskate oder Rhombus-Modell – verwendet werden.

In diesem Fall werden die Bodenanker von uns vorbereitet, mit den Teilschritten beschriftet und in dieser Form auf dem Boden platziert. So wird in den Lemniskaten eine liegende Acht verwendet und in dieser Form auch mit ihren Teilaspekten auf dem Boden abgebildet. Die Coachees betreten der Reihe nach die Bodenanker und berichten von ihren Gedanken und Gefühlen.

Bodenanker zur Visualisierung einer Struktur, die im Prozess entsteht

Geht es stattdessen darum, dass sich die Aspekte und die Struktur im Laufe der Coachingsequenz neu entwickeln – wie bei der Arbeit mit Zeitlinien oder mit dem inneren Team – dann entstehen die einzelnen Bodenanker neu, werden von den Coachees beschriftet und auch von ihnen auf dem Boden positioniert. Die Coachees wählen für einen Aspekt eine ihnen passend erscheinende Stelle auf dem Boden des Arbeitsraums unter Zuhilfenahme einer Markierhilfe wie einem Blatt oder einer Moderationskarte und eine eindeutige und damit von anderen Aspekten deutlich unterscheidbare Beschriftung.

In diesem Fall kann neben der Beschriftung des Ankers auch die Positionierung im Raum im Sinne von ganz nah dran, weit entfernt, gegenüber usw. eine für die Coachees erkennbare Bedeutung repräsentieren.

Zugewiesene Bedeutungen können sein:

  • Stationen in einem Zeitverlauf (s. Zukunftssprung),
  • Mitglieder des inneren Teams (z.B. „der Karriereorientierte“, „der gesellige Abenteurer“, „der Familienmensch“, …),
  • Beteiligte an einer Situation (z.B. Mitarbeiterin A, Mitarbeiter B, Kollege X),
  • Verschiedene Rollen der Coachees (z.B. Führungskraft, Partner, Vater, ehrenamtlich Tätiger,..),
  • Ressourcen (z.B. wohlmeinende Menschen, Mentoren, Idole oder Archetypen),
  • Entscheidungsoptionen,
  • Ziele,

Die Coachees betreten die markierte Stelle und werden von uns je nach Aspekt zu ihrem Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Wollen befragt. Wir können ihnen ergänzend unsere Rückmeldungen zu beobachtbaren Äußerlichkeiten wie Unterschiede in Körperhaltungen, Bewegungsgeschwindigkeiten und Gesten anbieten. Gleichermaßen können anschließend Wahrnehmungen und Erleben zur Anordnungsweise der Bodenanker ähnlich wie in der Aufstellungsarbeit thematisiert werden mit Fragen wie: „Welche der anderen Aspekte können Sie von Ihrer Position aus sehen? Welche nicht?“ oder „Wie geht es Ihnen in der Nähe/Distanz zu …?“

Beobachter- oder Metaposition

Eine besondere Möglichkeit der Bodenanker ist die Nutzung der Metaposition. Wir laden dazu ein, mit einem deutlich unterscheidbaren Bodenanker (Form oder Farbe) eine Außenposition zu markieren, auf die die Coachees treten können, um von dort wie aus einer Zuschauerposition von außen das Gesamtbild ihrer Aspekte und das entstandene Bild disloziert zu überblicken. Dieser Bodenanker repräsentiert auch einen Rückzugsort, aus dem die Coachees wie in einem geschützten Raum mit einer befreiten Haltung auf ihre Aspekte sehen können.

Wichtige Aspekte beim Einsatz

 

Das Betreten eines Bodenankers liefert eine durch räumliche Abgrenzung hergestellte Klarheit darüber, welcher Aspekt nun gerade im Vordergrund steht. Sie bietet aber keine Garantie, dass sich die Coachees auch daran halten. Daher ist es oft angebracht, die Coachees für den Fall, dass sie abschweifen und zu anderen Aspekten Stellung nehmen, dazu einzuladen, zum passenden Bodenanker zurückzukehren oder diesen als neuen Aspekt zu erfassen.

Das Befassen mit einem Aspekt eines Bodenankers erfordert Zeit für die Einfühlung. Wir unterstützen diesen Einfühlungsvorgang mit Fragen wie „Wie geht es Ihnen hier? Wie fühlen Sie sich innerlich? Was spüren Sie in Ihrem Körper? Welcher Impuls taucht auf?“ und sollten auch den Coachees – wie immer im Coaching – die Zeit lassen, nach innen zu hören.

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