Paraphrasieren

Die Paraphrase (von altgriechisch pará „daneben, dabei“ und phrázein „reden, sagen“) meint ein Umschreiben bzw. Umformulieren einer Aussage mit anderen bzw. eigenen Worten. Im Coaching formulieren wir Aussagen der Coachees mit eigenen Worten um oder fassen in eigenen Worten deren Aussagen zusammen.

Wofür setze ich Paraphrasen ein?

Wie bereits angesprochen, hat die Paraphrase vor allem klärenden, strukturierenden und zusammenfassenden Charakter.Wenn Coachees z.B. eine Vielzahl von unterschiedlichen Themen, Situationsbeschreibungen usw. vorbringen, diese jedoch u.U. keiner inneren Logik folgen, sondern vielmehr unstrukturiert vorgebracht werden, so können wir als „Klärungs- und Strukturierungshilfe“ für die Coachees, aber auch für uns selbst, die Paraphrase einsetzen.

Dies sollte in einer fragenden Haltung erfolgen, sei es in der Formulierung und/oder aber Intonation, da die Paraphrasierende ja bloß das vermeintlich Verstandene in eigenen Worten wiedergibt und zur Verfügung stellt, dazu ein paar Beispiele:

  • Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie …. damit sagen wollen/meinen?
  • Habe ich richtig verstanden? Sie wollen damit …. sagen?
  • Das heißt, die Person X meint Ihrer Wahrnehmung nach …. damit? (fragender Ton)
  • Darf ich zusammenfassen: Die Situation zeichnet sich durch 1. …. 2. …. 3. … aus. Habe ich das richtig verstanden?

Wie man hier unschwer erkennen kann, lädt die Paraphrase immer auch zu einer Klärung (für beide Seiten) ein, gibt den Coachees die Möglichkeit sich detaillierter, stimmiger oder klarer zu artikulieren und uns, besser zu verstehen, was die Coachees eigentlich meinen oder wie deren Gefühlslage ist – auf jeden Fall ein vollständigeres Bild zu bekommen.

Da eine Coach immer auch „Role-Model“ ist, haben Coachees damit auch die Möglichkeit, in einem geschützten Setting zu erleben und auch zu erlernen, wie Kommunikation in einer hilfreichen und zieldienlichen Form geschehen kann. Coachees erleben dann oft erstmals (und wir können dies auch explizit als mögliches Instrument anführen), wie sie u.U. in konfliktträchtigen Situationen souverän und hilfreich intervenieren und damit auch deeskalierend wirken können – gerade die Paraphrase ist ein sehr wirksames Instrument im Rahmen der Konfliktkommunikation.

Mögliche Schritte beim Paraphrasieren

  • Zuhören, zuhören, zuhören – versuchen, die Kernbotschaft(en) zu erfassen, Interessen und Positionen hinter dem vordergründig Gesagten zu erkennen – Was sagt die Coachee? vs. Was meint sie möglicherweise? Wie passt das Gesagte zusammen? Wie lässt es sich strukturieren? Gibt es Widersprüche? etc.
  • Bei umfangreichen Beschreibungen und/oder Aufzählungen auch Notizen hinsichtlich Formulierungen, Beschreibungen, erkennbaren und wiederkehrenden Mustern, Widersprüchen etc. machen.
  • Sich bewusst sein, dass die eigenen Wahrnehmungen – das was man meint, verstanden zu haben – u.U. nicht der „Wahrheit“ der Coachees entspricht; insofern eigene Hypothesen (die wir immer haben, ob wir das wollen oder nicht) nicht als „Wahrheiten“ anzunehmen, sondern jederzeit bereit zu sein, diese zu verwerfen!
  • Die Beschreibungen bzw. Aussagen der Coachees in zusammenfassender, umschreibender, klärender und strukturierender Form mit eigenen Worten zur Verfügung stellen und verbal oder non-verbal zur Korrektur bzw. Richtigstellung auffordern (über eine fragende Formulierung und/oder Haltung).
  • Die Paraphrase kann wunderbar „beidseitig“ angewandt werden: Wenn man sich selbst missverstanden fühlt (was auch einer Coach passieren kann) oder aber meint, selbst etwas nicht richtig verstanden zu haben, z.B. mit Formulierungen wie:
    • „Da fühle ich mich missverstanden – Ihrer Antwort/Aussage entnehme ich, dass Sie u.U. meine Aussage anders interpretiert haben, als ich diese gemeint hatte. Kann ich sie nochmals erläutern?“
    • „Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie da richtig verstanden habe. Meinten Sie, …?“

Wichtige Aspekte beim Einsatz

  • Die Paraphrase nicht für „Unterstellungen“ missbrauchen, indem Aussagen so uminterpretiert werden, dass sie in einer Abwertung der Coachees münden.
  • Nicht permanent dieselben Formulierungen für die Paraphrase verwenden, sondern diese „sinngemäß“ in der Alltagssprache eingliedern.
  • Immer verwenden, wenn man meint, selbst missverstanden worden zu sein oder aber selbst nicht verstanden zu haben.
  • Nutzen zur Klärung, Zusammenfassung und Strukturierung für die Coachees und sich selbst – um ausufernde Beschreibungen kompakter und handhabbarer zu bekommen, oder aber auch umgekehrt um zu einer detaillierteren Exploration einzuladen.
  • In einer wertschätzenden, fragenden Haltung bleiben und von eigenen „Wahrheiten“ Abstand nehmen.
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