Problem-Lösungs-Gymnastik

Die Problem-Lösungs-Gymnastik ist eine körperorientierte Intervention aus dem hypnosystemischen Ansatz nach Gunther Schmidt. Die Coachees werden dabei aufgefordert, ihr Problem als auch die Lösung über ihre Körperhaltung (Gestik, Mimik, Laute) zum Ausdruck zu bringen. Das bewusste körperliche Wiederauflebenlassen der alten Problemmuster soll sie anregen, mit unserer Hilfe das Lösungsmuster zu erarbeiten. Dieses wird wiederum über die Körperhaltung und den sprachlichen Ausdruck geäußert. Die regelmäßige Wiederholung bewirkt eine Nachhaltigkeit in der Anwendung der neuen Lösungsmuster.

Die Methode kann ergänzend und unterstützend zu weiteren Interventionsformen (Embodiment, Mindfulness-Übungen etc.) eingesetzt werden oder auch als Einzelintervention je nach Situation der Coachees.

Zeitaufwand

15–20 Minuten. Da die neue Körperhaltung „trainiert“ werden sollte, empfiehlt sich übendes Wiederholen der Coachees zwischen den Coachingeinheiten.

Material und räumliche Rahmenbedingungen

Ein Raum, in dem ungestörtes Arbeiten möglich ist.

Indikation

Diese Methode eignet sich für Problemsituationen, welche die Coachees als belastend empfinden und in denen sie sich eventuell als Opfer erleben. Unter Umständen kennen die Coachees die Lösung auf einer kognitiven Ebene bereits, können diese jedoch nicht ins tägliche Tun umsetzen. Ein unwillkürlicher Prozess bringt unerwünschte Reaktionsmuster zum Vorschein, welche die Coachees daran hindern, sich so zu verhalten, wie sie es „eigentlich“ wollen würden.

Prozessziel

Das regelmäßige Üben der Lösungs-Körperhaltung ermöglicht es den Coachees, die alten Reaktionsmuster in Krisensituationen allmählich zu ändern und die neuen, erwünschten Lösungsmuster anzuwenden. Durch das bewusste Erleben der eigenen Problemsituation (sich von innen und außen betrachtend) finden sie einen neuen Zugang zu ihren Kompetenzen und Handlungsfähigkeiten. Die neu erlangte Lösungskompetenz befähigt die Coachees, wieder voller Mut objektiv und realistisch zu denken und zu handeln. Selbstwert und Körper-Erleben werden somit gestärkt und gefestigt.

 

Konkreter Ablauf

 

  1. Immer wieder werden uns als Coach Körperhaltung und Gesten der Coachees auffallen, die sie einnehmen, wenn sie von schwierigen, belastenden Situationen berichten. Wir können sie einladen, ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten und ihre Körperhaltung und Gesten zu beschreiben. Ohne Bewertungen wie „zurückgezogen“, „aggressiv“ o.ä. sondern ganz neutral, z.B. „durchgestrecktes linkes Knie“, „Hohlkreuz“, „hochgezogene Schultern“ etc. Diese (Selbst-)Beobachtungen können eine gute Vorbereitung für die nachfolgende konkrete Übung bringen.
  1. Wir laden den Coachee dazu ein, sich darauf einzulassen, was sich in den folgenden Schritten an Körperreaktionen und Haltungsmustern zeigt und die dementsprechende Körperhaltung einzunehmen.
  2. Wir bitten ihn, aufzustehen und sich intensiv an ein Problem zu erinnern, das bei ihm Stress ausgelöst hat, z.B.: „Immer, wenn meine Chefin etwas von mir verlangt, bin ich innerlich blockiert.“
  3. Dabei wird sich die Körperhaltung verändern. Möglicherweise nur ein wenig, aber dennoch. Die Aufgabe des Coachee ist es nun, die Veränderungen zu beschreiben und immer mehr zu übersteigern, bis seine Körperhaltung zur Karikatur seiner selbst in dieser Situation wird. Wenn wir mit dem Coachee im Vorfeld schon entsprechende (Selbst-)Wahrnehmungen gesammelt haben, können wir diese noch als Anregungen einbringen, um möglichst nah an der tatsächlichen Körper-Organisation im Stressfall zu sein. Im Optimalfall wird diese noch durch passende Laute begleitet, was sich im Ergebnis für den Coachee noch intensiver auswirkt. Wir ermutigen den Coachee dazu, alle Reaktionen in bewusst verlangsamter und übertriebener Form auszuführen, um jede erlebte Gefühlsregung zu verstärken.
  4. Jetzt werden die bekannten Auslöser der unerwünschten Reaktion ins Bewusstsein gerufen und als Bild vorgestellt (Problem-Anker oder Einladungsreize in das Problem). So könnte dies in unserem Beispiel sein, dass die Chefin ungeduldig einen Auftrag formuliert.
  5. Wir bitten den Coachee, sich die Körperhaltung, die Laute, Körperwahrnehmungen und Gefühle gut einzuprägen und dann langsam – wie in Zeitlupe in eine selbstbewusste, angenehme, stärkende Körperhaltung überzugehen. Wenn früher im Prozess schon einmal zum Thema Ressourcen gearbeitet wurde, können wir als Coaches jetzt alles anbieten, was unseren Coachee stärkt und ihm hilft, auch innerlich in einer kraftvollen, lebendigen, positiven Haltung anzukommen.
  6. Der im bisherigen Prozess aufgebaute Ablauf wird nun so oft wie möglich wiederholt und eingeübt:
    1. Intensive Vorstellung des Problem-Ankers (z.B. Chefin formuliert ungeduldig einen Auftrag).
    2. Langsamer und übertriebener Ausdruck der Problemreaktion, durch Laute begleitet (z.B. in die Knie gehen, Augen schließen und die Hände in Abwehrhaltung bringen).
    3. Bewusster, langsamer Wechsel in die ressourcenreiche Haltung (äußerlich und innerlich).

Dabei kann der Hinweis hilfreich sein, dass dadurch in unserem Gehirn der Wechsel von einer Haltung in die andere geübt und gebahnt wird. Je öfter wir diesen geübt haben, desto leichter und selbstverständlicher wird er uns auch im Ernstfall gelingen.

 

Folgende Fragen im Verlauf der Entwicklung der „Problem-Lösungsgymnastik“ können hilfreich sein

 

  • Welche Gedanken in dieser Problemsituation bereitet Ihnen Stress?
  • Wie könnte das Bild dazu aussehen?
  • Wie können Sie dieses Bild und die Gedanken durch Ihre Körperhaltung ausdrücken?
  • Welches wären spontan die schöneren Gedanken?
  • Wie könnten diese bildlich aussehen?
  • Wie können Sie diese wiederum durch ihre Körperhaltung ausdrücken?

Schlüsselsequenzen und Hinweise

Während der Problem-Lösungsgymnastik begleiten wir die Coachees mit einer ständig wertschätzenden und empathischen Haltung. Gerade zu Beginn können Momente der Scheu oder Peinlichkeit entstehen, da die Coachees sich auch körperlich in den Coaching-Prozess begeben müssen, um zunächst die Problem- und später die Lösungs-Haltung körperlich einzunehmen. Hier ist es hilfreich, wenn wir als Coaches selbst in (ruhig auch übertriebene) Körperhaltungen gehen, um den Coachees zu zeigen, was gemeint ist und die Befangenheit zu lösen.

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