Richtungen im Raum und Grenzen
Bei dieser Methode geht es u.a. um das bewusste Wahrnehmen und ggf. Verändern des persönlichen Raumes und der eigenen Grenzen.
Zeitaufwand
30 Minuten und anschließende Übung zu Hause
Material und räumliche Rahmenbedingungen
Ein Privatsphäre garantierender Raum mit Bewegungsfreiheit. Wir als Coaches sollten im Vorfeld die Übung mehrmals selbst bewusst durchgeführt und die Erfahrungen dabei reflektiert haben.
Indikation
Die Methode ist dann zieldienlich, wenn der Eindruck herrscht, dass jemand zu viel oder zu wenig Raum einnimmt, die eigenen Grenzen zu starr oder zu durchlässig sind bzw. von anderen oder von einem selbst nicht respektiert werden.
Prozessziel
Den eigenen Raum und die eigenen Grenzen auch in ihrer Veränderung im Alltag bewusst wahrzunehmen, um damit Einfluss auf die eigene Ausstrahlung und das Auftreten in Richtung des gewünschten Coachingziels nehmen zu können.
Konkreter Ablauf
Die Coachees werden gebeten aufzustehen, einen gut verankerten, aufrechten und gleichzeitig flexiblen Stand einzunehmen und ein strahlendes, warmes Zentrum in der Brust zu imaginieren. Von dort aus sollen später die Bewegungen in die sechs Raumrichtungen ausgeführt werden. Zeit geben, bis die Coachees die Imagination gefunden haben.
Dann geht es darum, dass die Coachees sich den eigenen Raum vergegenwärtigen, wie sie sich in diesem Moment darstellen: Selbst in der Mitte stehend breitet sich der eigene Raum wie ein großes Feld um sie aus und zwar vorne und hinten, unten und oben sowie links und rechts. Bevor dieser genauer erforscht werden wird, sollen die Coachees den gegenwärtigen Raum beschreiben: Bis wohin geht er? Wie fühlt er sich an? Wo sind die Grenzen und wie sind diese beschaffen?
Wir zeigen die Bewegung in die sechs Raumrichtungen vor. Die Coachees können selbst entscheiden, mit welcher Richtung sie beginnen möchten, z.B.: Welche macht am neugierigsten oder wo zieht es hin?
Mit dieser starten und in einer reinen Bewegung, d.h. ohne bestimmte Emotion oder Färbung, beide Hände langsam dorthin schieben. Besteht der Eindruck, dass der Raum größer ist oder sein soll als die Armlänge, kann dies durch ein imaginatives Weiterstrahlen der Bewegung geschehen. Wenn die Coachees die Hände wieder zurücknehmen, bleibt der „eroberte Raum“ bestehen. Wichtig ist bei der Rückkehr in die Mitte-Position, den geschaffenen Raum bewusst wahrzunehmen. Nun zum Gegenpol, war die erste Richtung z.B. rechts, dann ist jetzt links an der Reihe und dann wieder zur Mitte. In diesem Rhythmus weiter, bis alle sechs Raumrichtungen erforscht wurden. Ist jetzt ein bewussterer Eindruck des eigenen Raums entstanden? Was hat sich zu vorhin verändert? Wenn Verblassen droht, nochmal bewusst wiederholen, ggf. auch in einem anderen Tempo, aber immer noch als reine Bewegung. Wie fühlt sich der gefundene Raum an? Bekannt, unbekannt, braucht es etwas?
Dieses Gebrauchte kann nun in die Bewegung integriert werden. Geht es z.B. um klare Grenzsetzung gegenüber anderen, so können die Bewegungen in den sechs Raumrichtungen mit klarem Beginn und Ende energisch „Bis hierher und nicht weiter!“ aufgeführt werden. Oder der eigene Raum wird mit einladenden Bewegungen sozusagen geöffnet, um mehr Kontakt zu ermöglichen. Wird der eigene Raum als zu eng empfunden, können die Armbewegungen wie beschrieben imaginativ verlängert werden. Es kann auch hilfreich sein, den angestrebten Raum am Boden zu markieren, z.B. durch Klebestreifen oder Bambusstäbe.
Wenn die Coachees sich den eigenen Raum zu eigen gemacht haben, geht es darum, diesen als inneres „Spürbild“ so zu imaginieren, dass er bestehen bleibt. Hierzu können die Coachees im Zimmer herumgehen und den eigenen Raum dabei imaginativ immer mitnehmen. Durch die Handbewegungen (auch nur imaginativ) kann der eigene Raum immer wieder vergegenwärtigt werden. Auch kann es helfen, dabei laut „mein Raum“ auszusprechen.
Am Ende der Sequenz, wenn die Coachees sich wieder gesetzt haben, wird die Erfahrung ausgewertet und von den Coachees in konkrete Aufgaben für den Alltag übersetzt, z.B.: „Immer, wenn ich meiner Kollegin auf dem Gang begegne, mache ich mir meinen Raum um mich herum klar bewusst und beobachte, was passiert oder ich integriere die sechs Richtungen in meine Morgengymnastik.“
Schlüsselsequenzen, Hinweise
Wichtig ist, gleich zu Beginn allem Mechanischen oder Unaufmerksamen entgegenzutreten. Es geht darum, die körperlichen Bewegungen „mindful“ auszuführen und die bei der Arbeit auftauchenden Gefühle zu registrieren.
Dass der eigene Raum sich auch nach hinten ausdehnt, wird meist mit Überraschung wahrgenommen. Dies führt in der Regel dazu, sich sozusagen ganzheitlicher wahrzunehmen, was sich positiv auf ein Gefühl der Souveränität auswirken kann.