Schwellenübertritt
Bei dieser Methode geht es um das bewusste Eintreten in oder Hinaustreten aus einer ganz bestimmten Situation (z.B. aus der Freizeit in den Arbeitsalltag und am Feierabend zurück).
Zeitaufwand
15–20 Minuten mit anschließender Übung zu Hause
Material und räumliche Rahmenbedingungen
Ein Privatsphäre garantierender Raum mit Bewegungsfreiheit. Ein Gegenstand, der die Schwelle symbolisiert, wie ein Balsaholzblock oder ein Bambusstab, auch eine Tür lässt sich nutzen. Später wird der Schwellenübertritt imaginativ vollzogen. Wir als Coaches sollten im Vorfeld die Übung mehrmals selbst bewusst durchgeführt und die Erfahrungen dabei reflektiert haben.
Indikation
Die Methode ist dann hilfreich, wenn die bewusste Konzentration auf ein neues Umfeld, eine andere Situation benötigt wird, auch um das Vorherige wirklich hinter sich zu lassen, wie z.B. nach einem aufwühlenden Kundentelefonat präsent in einem wichtigen Strategie-Meeting zu sein.
Prozessziel
Die Fähigkeit zur Fokussierung und Konzentration auf das vor einem Liegende zu entwickeln (Was ist jetzt dran?) und bewusst den Schritt in die Aktivität zu tun. Ein Beginnen bzw. Beenden klar zu entscheiden und zu gestalten.
Konkreter Ablauf
Zu allererst gilt es beide „Räume“ bewusst ins Auge zu fassen, denjenigen, welchen es zu verlassen gilt und den, der betreten werden soll. Wir unterstützen die Coachees durch Nachfragen möglichst konkrete Bilder des zu verlassenden Zustands und des kommenden Zustands zu entwickeln. Welche Bedingungen herrschen hier wie dort? Welches Verhalten möchte ich dort an den Tag legen? Bin ich bereit und entscheide ich das mir selbst Vorgenommene auch einzuhalten, auch vor mir selbst?
In erster Linie geht es um einen psychischen „Raum“, da der Schwellenübertritt auch in ein und demselben realen Zimmer stattfinden kann. Die konkret ausgeführte räumliche Veränderung (auch wenn es eben nur ein Schritt ist) soll helfen, den eigentlich psychischen Prozess konkret abzubilden.
Nun werden die Coachees gebeten, einen gut verankerten, aufrechten und gleichzeitig flexiblen Stand einzunehmen und ein strahlendes, warmes Zentrum in der Brust zu imaginieren. Für uns ist es von Bedeutung, eine Atmosphäre der Konzentration und Präsenz auszustrahlen und den Coachees Zeit zu geben, um wirklich anzukommen. Dann sollen sich die Coachees vom Boden imaginativ einen Strom von Aktivität vorstellen, der durch die Füße, Beine, den Körper bis zum imaginären Zentrum in der Brust fließt und zwar bis der Impuls und die klare Entscheidung gereift ist, das Kommende aktiv anzupacken. Ist dieser Zustand erreicht, dann wird der Schritt konkret vollzogen.
Diese aktive Entscheidung hin zum vorher anvisierten Handlungsraum gilt es im betretenen Raum durch das imaginäre Zentrum in der Brust auszustrahlen. Hierzu können die Coachees im Zimmer herumgehen und dabei die Ausstrahlung in den Umkreis aufrechterhalten, bis die Entscheidung (selbst getroffen oder von uns angeleitet) ansteht, über die Schwelle wieder in den Coaching-Raum zurückzukommen.
Am Ende der Sequenz, wenn die Coachees sich wieder gesetzt haben, werden die gemachten Erfahrung im Bereich Denken, Fühlen, Wollen ausgewertet und von den Coachees in konkrete Aufgaben für den Alltag übersetzt, z.B.: Wenn ich am Morgen über die Drehtür ins Bürogebäude eintrete, entscheide ich mich immer wieder neu, meine Funktion/meine Aufgaben aktiv wahrzunehmen; bei Beginn der Gruppensupervision treten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam aktiv in den „Lernraum“ ein und lassen den Alltag hinter sich.
Schlüsselsequenzen und Hinweise
Auch der Schwellenübertritt braucht häufiges bewusstes Tun und Üben, anfänglich auch mehr Zeit, um die Imagination wirklich zu verankern. Ist dies einmal gelungen, genügt sozusagen ein „Schnipp“, um von einem Raum in einen anderen überzuwechseln. Ohne wirkliche Präsenz geht es nicht.
Eine zusätzliche Chance der Methode liegt in der bewussten Übernahme von Rollen und der Möglichkeit, diese auch wieder abzugeben, wie z.B. aus der Mutter-Rolle in die Rolle als Führungskraft und zurück. Dies benötigt in der Regel mehr Zeit für die Ausarbeitung.